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13:00 Vortrag: “Postoperaismus”
- Robert Foltin, Martin Birkner (Zeitschrift Grundrisse / Wien)

Der Operaismus (von ital. operare - arbeiten) entstand in den 1960ern in Italien als Kritik am traditionellen Marxismus. Dessen analytisches Ausgehen von den Bewegungsgesetzen des Kapitals wurde das Primat des Klassenkampfs entgegengesetzt. Die individuellen wie kollektiven Kämpfe der Arbeiter_innen sind die Triebkraft der widersprüchlichen kapitalistischen Entwicklung.
Die operaistische Theorie ist eng mit den Entwicklungen der sozialen Bewegungen verbunden; spätestens seit 1968 zeigte sich, dass die kämpfenden Subjektivitäten, die Formen und Inhalte der Kämpfe den Raum der Fabrik sprengten: (Haus)Frauen, Schüler_innen und Studierende revoltierten, Gesundheit und Ökologie, kulturelle Bedürfnisse wie Musik und Drogen, Körperlichkeit und Sex ergänzten die Forderungen nach höheren Löhnen und bessere Arbeitsbedingungen. Der Kapitalismus konnte dennoch nicht überwunden werden, sondern fand vielmehr Formen, sich die Bewegungen von unten selbst anzueignen, sie in Wert zu setzen. Die politische Form dieses globalen Kapitalismus ist das Empire. Postoperaistische Theorie versucht diesen Phänomenen gerecht zu werden und vor dem Hintergrund eines veränderten Kapitalismus und einer veränderten sozialen Zusammensetzung eine Theorie der Praxis der Befreiung zu formulieren. Der Postoperaismus nimmt das Primat der Kämpfe vom Operaismus auf und erweitert sie durch die Vielfältigkeit der Bedürfnisse und Wünsche, der Kampf- und Lebensformen einer nicht mehr auf Einheitlichkeit abzielenden Subjektivität: der Multitude.

Differenzen sollen nicht unsichtbar gemacht und Gemeinsamkeiten im Wissen, in der Kommunikation, in den körperlichen und nicht-körperlichen Beziehungen gefunden werden. Im Zusammenkommen der alltäglichen Lebens- und Arbeitsformen mit der Selbstorganisation in der Revolte erscheint die Revolution als konstituierende Macht, die über die kapitalistische Vergesellschaftung hinausweist, als Kommunismus im Werden.